bogside down Teil ii

Illustration of text reading bogside down part ii , March 5th and 6th 2022, in person at feldfünf project space and online, with Mai Ishikawa Sutton, Alice Sparklykat, Mary Maggic, and Johanna Hedva. Text has webs of red and blue lines pointing between it and to obscure symbols, like a mind map.
Image by Cooper Lovano.

05.03.22 am feldfünf mit Mary Maggic und Johanna Hedva //
06.03.22 online mit Alice Sparklykat und Mai Ishikawa Sutton //

Aktuell erleben wir ein Wiederaufleben des Okkultismus und esoterischer Praktiken, zumindest in unseren queeren Communities online und in Berlin. Es mag vielleicht etwas weit hergeholt sein, doch für uns hat der Morast dieser Zeit eine seltsame Ähnlichkeit mit einer anderen komplexen Epoche der westeuropäischen Geschichte: den 1800er Jahren. Die Zeit der Industrialisierung war zum Teil durch den wachsenden Glauben an das Übernatürliche und die zunehmende Beliebtheit esoterischer Praktiken gekennzeichnet. Fotografie und Telegrafie – an und für sich phantasmagorische Technologien – erlebten ihre Blütezeit und sprengten die scheinbar unwiderrufliche Trennung der Lebenden von den Toten, oder der Zeit vom Raum. 

Wir leben in einer auf den Kopf gestellten Zeit der übernatürlichen Technologien, darunter die prädiktive Analytik, KI-Begleiter*innen im Haushalt und der Kriegs- und Überwachungsmaschinerie. In diesem gesellschaftspolitischen Klima des Hyperkapitalismus und Neokolonialismus sind alternative Systeme wie Astrologie und Tarot für viele eine beruhigende und ermächtigende Hilfe bei der emotionalen Verarbeitung. Aber ist die Esoterik ein transformatives Werkzeug, um der toxischen, lebensfeindlichen Gegenwart zu entkommen – oder machen wir uns nur etwas vor? 

Willkommen zu bogside down Teil 2, einem Wochenende, das garantiert für Aufsehen sorgen wird: randvoll mit Lesungen, Videos und Vorträgen über die Glaubenssysteme, die wir für alternativ halten. Während COVEN das YEAR OF THE BOG ausklingen lässt, fragen wir uns: Welche Lücke füllen diese Glaubsenssysteme, wie radikal sind sie–oder inwiefern sind sie gar eng mit hegemonialen Systemen verwoben–, und warum helfen sie uns dennoch, unseren Tag zu überstehen? 

Dies ist die letzte Veranstaltung im Rahmen von YEAR OF THE BOG von COVEN BERLIN, unserer Langzeitstudie über das Moor als ein queeres Ökosystem. In Mooren wächst nicht viel, aber was dort gedeiht, ist so geheimnisvoll wie fleischfressende Pflanzen. In unserem CYBERBOG findet ihr das audiovisuelle Material, das wir auf dieser gemeinsamen Reise gesammelt haben.


Programm

SAMSTAG, 5. MÄRZ

Präsenzveranstaltung: . Anmeldung hier!

Feldfünf, Fromet-und-Moses-Mendelssohn-Platz 7-8, 10969 Berlin

18:00: Mary Maggic 

Multi-Media-Künstler*in und Hormon-Hacker*in Mary Maggic präsentiert den Film “2022 Astrology Forecast for the Bog” (20 Min.)– eine künstlerische, astrologische Vorhersage für The Year of the Bog, produziert für COVEN BERLIN. Der Film von Maggic zeigt, wie sich aktuelle astrologische Transiten auf die Ökologie und das Schicksal unseres Moores auswirken, das am Tag des Frühlingsäquinoktium 2021 geboren wurde. 

Johanna Hedva

Künstler*in und Schriftsteller*in Hedva liest eine Kurzgeschichte über KI und Hexerei. Die Kurzgeschichte basiert auf Hedva’s Idee, dass die meisten Wahrsagungen als Formen der künstlichen Intelligenz verstanden werden können. Im Anschluss findet eine kurze Diskussion zwischen COVEN BERLIN und Hedva statt.

ZUGANGSINFORMATIONEN

Für alle Besucher*innen dieser Veranstaltung ist ein am selben Tag durchgeführter COVID-Test erforderlich. Bitte tragt drinnen eure Maske. 

Bitte testet euch innerhalb von 24 Stunden vor eurem Besuch. Das nächstgelegene Testzentrum befindet sich in der Nähe der Ubahnstation Kochstraße und ist samstags von 6:30 bis 21:00 Uhr geöffnet. Für diejenigen, die vergessen haben, sich testen zu lassen, wird es einige Selbsttests vor Ort geben. Solltet ihr einen dieser Selbsttest benötigen, kommt bitte frühzeitig. Wir sind gesetzlich verpflichtet, die 2G+ Regeln zu befolgen und werden euren Impf-, Test- und Genesenenstatus überprüfen. 

Der Veranstaltungsort befindet sich im Erdgeschoss und verfügt über rollstuhlgerechte Räume, einschließlich geschlechtsneutraler Toiletten. Die Räumlichkeiten haben große Fenster, die sich zu einem weitläufigen Außenbereich öffnen, so dass die Innenräume gut belüftet sind. Stühle mit Rückenlehnen sind vorhanden. 

Der Veranstaltungsort ist 400 Meter von Haltestelle Kochstr./Checkpoint Charlie der U6 entfernt. Es gibt einen Aufzug vom Bahnsteig der U6 zum Bürgersteig. Auf dem Weg zum Veranstaltungsort gibt es viele tiefe Bordsteinabsenkungen und Kopfsteinpflaster auf den Bürgersteigen, der Weg ist somit nicht ganz eben.

Es wird eine automatische Live-Untertitelung in englischer Schrift in den Raum projiziert. Videos werden mit Untertiteln gezeigt. Die Redner*innen werden Mikrofone haben. Die Veranstaltung findet in gesprochenem Englisch statt. Eine Flüsterübersetzung ins Deutsche ist auf Anfrage möglich.

Bitte teilt uns bis zum 28.02. etwaige Bedürfnisse oder Wünsche hinsichtlich der Barrierefreiheit mit unter covenberlin@gmail.com. Wir haben ein Budget für Barrierefreiheit, um euren Bedürfnissen entgegenzukommen. Teilt uns zum Beispiel mit, ob ihr eine Kinderbetreuung wünscht, jemanden, der/die euch von der U-Bahn abholt, ob ihr einen geruchsfreien Raum benötigt, usw., und wir werden unser Bestes tun, um euch entgegenzukommen!

SONNTAG, 6. MÄRZ

ONLINE-VERANSTALTUNG

17:00 Betretet unseren online space auf Gather, erstellt eure eigenen Avatare, besucht uns, mischt euch unter die Gäste. Wir werden auf Gather und Instagram zur Verfügung stehen, um euch zu helfen und um zu chatten :-).

18:00 Vorträge von Mai Ishikawa Sutton und Alice Sparklykat

Digitale Aktivist*in und Schriftsteller*in Mai Ishikawa Sutton wird ihre Forschung über die Notwendigkeit, Erotik – im Verständnis von Audrey Lorde – in den Digitalen Commons zu finden, vorstellen. Anschließend wird Alice Sparklykat, Astrolog*in,  einen Vortrag über Astrologie als Form der Prophezeiung halten. Prophezeiung ist eine Metapher, die unsere Wahrnehmung von Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft verschiebt. Astrologie ist eine Sprache, die eingesetzt wird, um verschiedene Geschichten über die Zeit zu erzählen. In Astrology is Prophecy geht es darum, wie wir die Astrologie nutzen können, um uns eine andere Zukunft vorstellen und sie erschaffen zu können. 

~ ~ ~ Pause und Zeit zur Erkundung von Gather 😉

19:30 Podiumsdiskussion: Mai Ishikawa Sutton, Alice Sparklykat, und COVEN BERLIN

Ausgehend von Memes, die witzeln, “Kryptowährung wäre nur Astrologie für Jungs”, wollen wir die Vermittlung von esoterischen Praktiken durch digitale Machtstrukturen diskutieren. 

Afterparty: Online-Cocktails auf Gather 🍸.

ZUGANGSDATEN

Diese Veranstaltung wird online stattfinden.  Sie wird auf Gather gehostet. Tretet unserem Gather Space bei.

Gather ist ein Chatroom/Livestreaming-Dienst, bei dem ihr einen Avatar habt und gemeinsam einen virtuellen Raum erkunden könnt. Wir empfehlen euch, euch im vorhinein bereits bei Gather anzumelden. Dort könnt ihr euch auch ein Tutorial ansehen, euren Charakter erstellen und eine Demo ausprobieren.

Hier findet ihr Informationen zur Zugänglichkeit von Gather.

Mitglieder von COVEN  werden auf beiden Plattformen für Hilfe und Anleitungen zur Verfügung stehen. Die Veranstaltung findet auf Englisch statt.

Bitte sendet eure Wünsche und Bedürfnisse hinsichtlich Zugänglichkeit bis zum 28.02. an covenberlin@gmail.com. Wir haben ein Budget für Barrierefreiheit, um euren Bedürfnissen gerecht zu werden. Teilt uns z.B. mit, ob ihr euch eine deutsche Simultanübersetzung wünscht, jemanden, der euch individuell bei der Nutzung von Gather hilft, etc.


KÜNSTLER*INNENBIOS

Johanna Hedva (they/them) ist ein*e koreanisch-amerikanische Schriftsteller*in, Künstler*in und Musiker*in, in Los Angeles in einer Familie von Hexen aufgewachsen und jetzt zwischen LA und Berlin lebend. Hedva ist Autor*in von Minerva the Miscarriage of the Brain (Sming Sming/Wolfman 2020), einer Sammlung von Gedichten, Performances und Essays, und dem Roman On Hell (Sator/Two Dollar Radio 2018). Hedva’s Album Black Moon Lilith in Pisces in the 4th House, eine Doom-Metal-Gitarren- und Gesangsperformance, die von koreanischen schamanistischen Ritualen beeinflusst ist, wurde im Januar 2021 veröffentlicht. Auf Hedva’s 2019 erschienenen Album The Sun and the Moon wurden zwei der Stücke auf dem Mond gespielt. Hedva’s Arbeiten wurden in Berlin im Haus der Kulturen der Welt, in der Klosterruine und im Institute of Cultural Inquiry, im Institute of Contemporary Arts in London, im Performance Space New York, im Gyeongnam Art Museum in Südkorea, im LA Architecture and Design Museum und im Museum of Contemporary Art on the Moon gezeigt. Hedva’s Texte sind in Triple Canopy, frieze und The White Review erschienen und wurden in Whitechapel zusammengefasst: Dokumente der zeitgenössischen Kunst. Hedva’s Essay “Sick Woman Theory,” 2016 im Magazin Mask veröffentlicht, wurde in zehn Sprachen übersetzt. 

Mary Maggic ist ein*e nicht-binäre*r chinesisch-amerikanische*r Künstler*in, derzeit in Wien, Österreich, lebend. Maggic’s Arbeit umfasst Amateurwissenschaft, public workshopology, Performance, Installation, Dokumentarfilm und spekulative Fiktion. Seit 2015 konzentriert sich Maggic’s Forschung auf die Biopolitik von Hormonen und Toxizität der Umwelt sowie auf die Frage, wie der Ethos und die Methoden des Biohacking dazu dienen können, unsichtbare Linien der molekularen (Bio)power zu entmystifizieren. Maggic ist derzeit Mitglied des Online-Netzwerks Hackteria: Open Source Biological Art, des Labortheaterkollektivs Aliens in Green, des asiatischen Künstlerkollektivs Mai Ling Vienna sowie Mitarbeiter*in des radikalen Lehrplanprojekts Pirate Care und des Online Cyberfeminism Index.

Alice Sparklykat ist Astrolog*in und Autor*in. Sparklykats Mission mit der Astrologie besteht darin, “das Sprechen über den Kosmos von Kapitalismus und Vorherrschaft zu befreien und es stattdessen für die Gestaltung von Gemeinschaften der Fürsorge zu nutzen”. Sparklykat veröffentlichte kürzlich das Buch Postcolonial Astrology: Reading the Planets through Capital, Power, and Labor und bespielt einen bekannten Instagram-Astrologie-Account, der besonders von Queers geliebt wird.

Mai Ishikawa Sutton ist Organisator*in, Moderator*in, Autor*in und Redakteur*in. Sutton’s Arbeit konzentriert sich auf die Schnittstelle von Technologie und solidarischer Ökonomie. Sutton ist Mitbegründer*in und Herausgeber*in von COMPOST (compost.digital/), einem dezentralen Online-Magazin und kreativen Labor zur Kultivierung von Digital Commons.

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Dieses Event wird gefördert durch Hauptstadtkulturfonds.