SOMABOG

Letters made out of plaster spell out "somabog". Candles are lit next to them, with goopy foam in red and brown. The names Daniela Bershan, Daddypuss Rex, Miq, and Natal Igor Dobkin are written in old-looking script below.
Image by Cooper Lovano.


Veranstaltungen 16.-19.09.2021
Ausstellung 16.-26.09.2021 (Do-So 15-19h)
Kunstpunkt, Schlegelstraße 6, 10115 Berlin
Als Teil von Berlin Art Week.

Mit den Kïnstler*innen:
Daniela Bershan
Natal Igor Dobkin
MINQ
Daddypuss Rex

Der Körper, wie der Sumpf, ist ein Ort der Widersprüche. Interner Konflikt, geerbtes Trauma und ausgefranste Nervensysteme sind mit physiologischen Fähigkeiten für Sensibilität, Genuss und Erneuerung verwoben. Der Körper ist ebenso ein Gefäß, in dem es sich genießen, aber eben auch sterben lässt. Sümpfe erinnern daran, dass Körper nicht der traditionellen Definition von Fruchtbarkeit entsprechen müssen, und dass die Abweichungen von der Norm als trivial oder sogar gefährlich erachtet werden.

Es gibt Aspekte der Sumpfökologie, deretwegen wir dort bleiben wollen, mit dem Gesicht nach unten im Schlamm. Sümpfe sind Gärungsgruben für die Abfälle der Erde, einschließlich giftiger Abflüsse kapitalistischen Ursprungs und der Urbanisierung—wir können das nachempfinden. Fähigkeiten wie Konservierung und Versteinerung gelten als weniger wertvoll als Wachstum und Produktion, und deshalb werden sie herabgewürdigt. Wir leben in diesen Anzügen aus Fleisch, und ihre Lebenszyklen fördern eine menschliche Beziehung zur Zeit, aber indem es in der Zeitlandschaft des Sumpfes sitzt, verlangsamt COVEN BERLINs ›Somabog‹ die Dinge. Dieses immersive Performanceformat schafft die Bedingungen für intensives Zuhören, somatische Ausgrabungen, die Dekolonisation der Abstammungslinien körperlicher Praktiken und das Eintauchen in den tiefen Rhythmus der reproduzierenden Arbeit. Die Veranstaltungen dauern lang, es gibt Betten im Raum, und angeleitete Meditationen helfen euch, torfige Teile eures somatischen Körpers zu finden, die ihr sonst vielleicht nicht erkennen würdet. In der Hektik der Berlin Art Week gibt ›Somabog‹ reichlich Zeit, der Poetik eurer gelebten Erfahrung, eurem Körper und der Art, wie ihr diesen bewohnt, zu begegnen.

Hinweis zur Zugänglichkeit

Der Veranstaltungsort ist barrierefrei, aber die geschlechtsneutralen Toiletten sind es nicht. Der Raum ist so konzipiert, dass es große Fenster gibt, die sich zu einem großen öffentlichen Außenbereich öffnen, so dass die Innenräume gut belüftet sind. Stühle mit Rückenlehnen sind vorhanden, und die Redner*innen erhalten Mikrofone.

Bring bitte ein tagesaktuelles negatives Corona-Testergebnis (alternativ einen Nachweis über eine vollständige Impfung oder Genesung) mit. In geschlossenen Räumen muss jeder eine Maske tragen. Wenn du dich draußen bewegst, musst du ebenfalls eine Maske tragen, es sei denn, du sitzt in angemessenem Abstand zu anderen.

Wenn du Bedürfnisse hast, die wir berücksichtigen können, um deine Teilnahme an diesen Veranstaltungen zu gewährleisten, wie z. B. Kinderbetreuung, Übersetzung oder Abholung von öffentlichen Verkehrsmitteln, sende uns bitte eine E-Mail an: hello@covenberlin.com.

Kunstpunkt liegt in der Nähe der U-Bahn-Station Naturkundemuseum, der S-Bahn-Station Nordbahnhof und der Haltestellen der Straßenbahnlinien M12, M5, M6, M8, M10.

Programm

Donnerstag 16. September

Eröffnung: 18-22h

Ambient DJ Set von Minq: 19-21h

(Ohne Anmeldung)

LIVESTREAM

Freitag 17.

Natal Igor Dobkin hand-written in a script

Slow Transitions – Workshop von Natal Igor Dobkin: 11-15h

(Eine Anmeldung ist erforderlich. Bitte reserviere einen Platz unter hello@covenberlin.com)

›Slow Transitions‹ ist ein von Natal Igor Dobkin geleiteter Workshop, der erforscht, wie Langsamkeit rebellisch sein kann. Der Workshop nimmt diese Zeitlichkeit als Methode für Veränderungen und erforscht “mythisch” lineare Bewegungen und wie sie radikal sein können, wenn sie in Zeitlupe ablaufen, wie z.B. bei Gender-Transition, Altern, Immigration und dem langsamen Prozess, sich auf Beziehungen einzulassen.

Die Dauer des Workshops beträgt 4 Stunden mit einer Pause.

Es sind keine speziellen performativen Vorkenntnisse erforderlich, aber du bist herzlich eingeladen, Materialien oder alles, was du selbst unter dem Titel ›Slow Transitions‹ verstehst, mitzubringen. 

Sprache: Englisch

Samstag 18.

Daniela Bershan hand-drawn in a script style

Ocean – Drop-by-Dauerperformance und Installation von Daniela Bershan

 (Für diese Veranstaltung ist keine Anmeldung notwendig.)

Teilnehmer*innen sind eingeladen, es sich im runden Arrangement von ›Ocean‹ bequem zu machen bei einem Live-Soundtrack, der sich langsam von Intimität und Zerbrechlichkeit zu großer Weite verwandelt. Neben sich entfaltenden symbolischen Gesten, Klängen und Objekten verschmilzt ›Ocean‹ bekannte Akte der reproduktiven Arbeit und feminisierter Arbeit, die die Bedingung für dringend benötigte affektive, ökologische und politische Veränderungen erfüllen. ›Ocean‹ beschwört, dass wir sehr viel einfallsreicher und verbundener sind, als wir es uns erlauben.

Die Teilnehmer*innen werden gebeten, während der Öffnungszeit jederzeit vorbeizukommen und so lange zu bleiben, wie sie möchten. Eine Anmeldung ist nicht erforderlich.

OCEAN ist ein System, das von Daniela Bershan in Zusammenarbeit mit Deborah Birch, Sara Leghissa und Sabrina Seifried entwickelt wurde.

Geleitet und durchgeführt von: Daniela Bershan, Sara Leghissa, Kate McIntosh
Live-Ton: Daniela Bershan
Kostüme: Sabrina Seifried
Bühnenbild und Objekte: Daniela Bershan
Energie Coaching: Fi James
Video-Trailer: Christopher Daley
Koproduktion: MDT, Goethe-Institut Stockholm, Kunstencentrum Buda, Centre-Pompidou Kanal

Sonntag 19.

MINQ Hand-drawn in a script style

Sonic Utopias | Research Lab – Deep listening Workshop von MINQ: 12-14h

(Eine Anmeldung ist erforderlich. Bitte reserviere einen Platz unter hello@covenberlin.com)

Das Sonic Utopias Research Lab ist ein Raum zum Spielen und Experimentieren rund um Achtsamkeit, Klang, Deep Listening, Stimme und Bewegung, geleitet von MINQ. Dieses Labor konzentriert sich auf QTBIPoC (Queer, Trans, Black/Indigenous/People of Colour) und erforscht Wege zur Vertiefung der inneren Verbindung, um die zwischenmenschlichen Verbindungen zu vertiefen. Ziel ist es, eine Reihe von Praktiken zu entwickeln, die als Tor zu mehr Zusammenarbeit und Verständnis innerhalb von Gemeinschaften sowie als Werkzeug zur Aktivierung von Kreativität in künstlerischen Räumen genutzt werden können.

Sprache: Englisch

Alle sind herzlich eingeladen, an diesem QTBIPoC-zentrierten Workshop teilzunehmen.

Dieser Workshop ist sehr klangorientiert. Du wirst gebeten, während des Workshops zu sitzen und zu laufen, aber es ist nicht notwendig, beides zu tun. Es werden Salbei und Weihrauch verbrannt, und es gibt Beifußtee zu trinken.

Daddypuss Rex hand-drawn in a script style

African Transmutational Practices – Ein Vortrag und interaktives Ritual von Daddypuss Rex 19-21h

(Eine Anmeldung ist erforderlich. Bitte reserviere einen Platz unter hello@covenberlin.com)

(Re)Awakening the Selves – African Transmutational Practices 

Ein vergleichender Einblick in die Art und Weise, wie die alten Ägypter und die Yoruba die transformative Kraft des Körpers betrachteten und wie Körper, sowohl lebende als auch konservierte, als Mittel zur Überwindung der materiellen Ebene eingesetzt wurden. In dem Ritual wird auch untersucht, wie sich diese ursprüngliche afrozentrische Sichtweise des Körpers im Verhältnis zu einer eurozentrischen kolonialen Perspektive zersetzt hat. 

Transmutation wird definiert als “der Vorgang der Veränderung oder der Zustand der Veränderung in eine andere Form und/oder die Umwandlung eines Elements in ein anderes, entweder auf natürliche oder künstliche Weise”. Dieses Ritual zielt darauf ab, unterschiedliche Zugänge zur Erkundung der verschiedenen Schichten zu erforschen, aus denen sich das “Selbst” zusammensetzt, und einen Raum zu schaffen, in dem wir uns bewusst und unbewusst in und durch unsere Umgebung verändern, umwandeln und umgewandelt werden können, während wir unter der Leitung des Erntevollmonds stehen. 

Sprache: Englisch

Deutsche/Französische Übersetzung ist möglich durch Daddypuss während der Sitzung, bitte spreche mit Daddypuss darüber oder lass es uns per E-Mail wissen. In der Sitzung wirst du eingeladen, zu sitzen, zu liegen und zu laufen, aber nicht alles ist notwendig. Es werden visuelle Elemente über einen Projektor präsentiert, die mündliche Beschreibung erfolgt durch den Moderator*in. Die Veranstaltung ist nicht besonders kinderfreundlich.
Es werden die Heilpflanzen Beifuß und Schafgarbe verwendet/verzehrt – diese Pflanzen sind für Schwangere, Stillende und/oder Personen mit einer Allergie gegen Gänseblümchen nicht zu empfehlen. Im Rahmen des Rituals wird auch Weihrauch verwendet.

Die Teilnehmerinnen werden ermutigt, während der Sitzung ihre eigenen Entscheidungen zu treffen – wenn sich etwas nicht richtig anfühlt, tue es nicht! Es wird keine Interaktion zwischen den Teilnehmerinnen geben und ein Abstand von 1,5 m wird empfohlen. Masken werden empfohlen, sind aber nicht notwendig, wenn du sitzt/liegst.


Künstler*in Bios

Daniela Bershan hand-drawn in a script style

Daniela Bershan a.k.a. Baba Electronica ist Künstlerin, DJ und unabhängige Forscherin. In ihrer Arbeit – die von Skulptur und Performance bis hin zu Gemeinschaftsbildung und Sound reicht – schlägt sie Praktiken kollektiver Intimität und Fürsorge vor, um affektive und relationale Strukturen zu erforschen und zu würdigen. In ihrer aktuellen Arbeit erforscht sie die ökologischen, historischen, emotionalen und politischen Dimensionen der Reproduktionsarbeit und deren Reorganisation durch verschiedene Register. Sie komponiert und hält Potentia-Räume für erotisch-ästhetische Praktiken und nicht-monotones Denken. 

Daniela hat FATFORM (NL) mitbegründet und geleitet und ist Mitorganisatorin zusammen mit Valentina Desideri von ELSEWHERE & OTHERWISE im Performing Arts Forum (FR). Ihre Arbeiten und Kollaborationen wurden gezeigt u.a. auf der 29. Sao Paulo Biennale (BR), De Appel Arts Centre (NL), MaerzMusik (DE), KunstenfestivaldesArts (BE), W139 (NL), Portikus (DE), NAS Gallery Sydney (AU), Capacete (BR), Paradiso (NL), Dansehallerne (DK), MDT (SE), Le CentQuatre (FR), CentroCentro (ES), Tempo Festival (BR) und Triennale Luxembourg (LUX).

Natal Igor Dobkin hand-written in a script

​​Natal Igor Dobkin, sowohl in Berlin als auch in Tel Aviv lebend, ist Performance-Künstler, Lehrer und außerordentlicher Professor im Fachbereich Gender Studies an der Ben-Gurion-Universität des Negev in Be’er Sheva, für den er als hervorragender Dozent ausgezeichnet wurde. Dobkin unterrichtet einen Performance-Kunstkurs an der vorakademischen Kunstschule “The Garage” für Studenten mit psychischen Problemen. Dobkin leitet regelmäßig einen unabhängigen Workshop in Tel Aviv, der sich mit der Identität des Performers in geschlechtlichen und sexuellen Kontexten und in der Bühnenwelt beschäftigt. Dobkin hat einen M.A. in Gender Studies von der Ben-Gurion-Universität des Negev, Be’er Sheva, und einen B.A. in Theaterregie und -pädagogik vom Seminar Hakibutzim College, Tel Aviv.

MINQ ist eine Klangkünstlerin, DJ, Yoga- und Achtsamkeitslehrerin und unabhängige Forscherin, dieder in Berlin lebt. MINQs aktuelle Arbeit zielt darauf ab, herauszufinden, was an der Schnittstelle von Achtsamkeit, Bewegung und Klang liegt, indem MINQ Deep Listening, Achtsamkeitsübungen, Yogaprinzipien und Gesangspraktiken in einem Raum einsetzt, der QTBIPoC (Queer, Trans, Black/Indigenous/People of Color) zentriert. MINQ ist ebenfalls Mentor*in für Musikstudierende im Open Music Lab von Give Something Back to Berlin und hat eine zweimonatliche Radioshow auf Refuge Worldwide. MINQ möchte dazu beitragen, dass sich das dritte Auge der Gemeinschaft weit öffnet – individuell und kollektiv.

Daddypuss Rex hand-drawn in a script style

Daddypuss Rex ist ein intersektionell*er Gender-Terrorist*in mit einer großen Klappe und keiner Angst, diese auch zu benutzen. Daddypuss wohnt in Berlin und ist ein multidisziplinärer Künstler*in / Dichter*in / Stand-up-Comedian und Co-Produzent*in der QueerTrans-Talkshow „Just The T“. Daddypuss verwendet oft eine Mischung aus Poesie und Humor, um Themen wie weiße Vorherrschaft, Misogynoir, Transphobie und allgemeine koloniale Nonsens zu navigieren. Mit Auftritten und Performances in Schwules Museum, OWP-Abenden, Isusu Ffena Festival, DICE Festival, CurlCon, Maxim Gorki Theater, Soho House sowie Podcasts und Radiosendungen in der ganzen Stadt (Decolonization in Action, Love in the time of Corona, Tipsy Bear Radio). Seine*ihre Texte wurden von COVEN BERLIN und Kaltblut Magazine veröffentlicht. Zuletzt hat Daddypuss im Rahmen des Vermittlungsstipendiums nGbK 2020 einen QueerTrans-Stand-up-Comedy-Workshop mitgestaltet und moderiert – sein*ihr Ziel ist es, Herz, Verstand und Hintern zu berühren … mit aktivem Konsens! Tagsüber ist Daddypuss Rex ein traumainformierter Yogalehrer*in, dessen Klassen BIPOC- und Queer / Trans-Erfahrungen, Erzählungen und Körper aller Formen, Größen und Fähigkeiten in den Mittelpunkt stellen und sie hoffentlich (wieder) verbinden mit ihren eigenen Körpern.


OCEAN, die Installation und die aufgezeichneten Audiodateien, werden bis zum 26. September als Installation im Kunstpunkt zu sehen.

Diese Veranstaltung ist Teil von COVEN’s YEAR OF THE BOG.

Diese Veranstaltungsreihe wird unterstützt durch die Hauptstadtkulturfonds.

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