bogside down teil 1

shiny 3D letters fall through space, reading "bogside down part 1" 19-21 November, covenberlin.com/bogside-down-part-1/ , Jennifer Mehigan, CHASCHA collectiv, Feminist Healthcare Research Group.
Image by Cooper Lovano

19-21 November, 2021
@ feldfünf e.V.
Fromet-und-Moses-Mendelssohn-Platz 7-8
10969 Berlin

und Online

Ein paar Nächte in der Wohnung eines*r Freund*in, eine Zoom-Selbsthilfegruppe, ein Telegram-Chat, der kostenlose Hormone zum Teilen anbietet: dies sind die Sümpfe der Queer Commons, auf die sich viele von uns verlassen. In einer auf den Kopf gestellten hyperkapitalistischen Welt lädt COVEN BERLIN zu bogside down Teil 1 ein: ein Wochenende voller Diskussionen und Workshops zu alternativen Strukturen, die uns Support bieten können, wenn die Außenwelt nicht kann oder will.  

Ausgehend vom Moor als alternativem Ökosystem zu Wald und Feld, die sich deutlicher in kapitalistische Extraktionslogiken einordnen lassen, schafft COVEN BERLIN einen Moment des Bewahrens, um unsere alternativen Strukturen–abgenutzte und brandneue gleichermaßen–zu untersuchen. Wer kümmert sich um diese Räume, wie bauen wir sie auf, und wie schützen wir sie solange sie mit hegemonialen Machtstrukturen verwoben sind? Welche Leere füllen sie, wie radikal sind sie, und wie helfen sie uns dennoch, den Tag zu überstehen?

Für bogside down Teil 1 arbeiten wir mit der irisch-singapurischen Künstlerin und Schriftstellerin Jennifer Mehigan, dem belarusischen Künstler*innen- und Aktivist*innenkollektiv CHASCHA und der Berliner Feministischen Gesundheitsrecherchegruppe (FGRG) zusammen. Gemeinsam mit ihnen werden wir die fast vergessenen Grabsteine lesbischer Künstler*innen in den irischen Sümpfen heraufbeschwören, mehr über BOGNA, ein aktivistisches Healing Retreat in Belarus, erfahren und uns mit alternativen radikalen Therapiepraktiken beschäftigen. Und wieder einmal bitten wir euch uns anzuschließen, in den Tiefen des Schlamms. 

Informationen zur Zugänglichkeit und Barrierearmheit

Der Veranstaltungsort ist für Rollstühle zugänglich, inklusive Gender-neutrale Toiletten, und liegt im Erdgeschoss. Der Raum ist mit großen Fenstern ausgestattet, die sich zu einem öffentlichen Außenbereich hin öffnen, sodass die Innenräume gut belüftet sind. Stühle mit Rückenlehnen und Yogamatten sind vorhanden. Bitte sende uns deine Zugangsvoraussetzungen, sodass wir alle Bedürfnisse sicherstellen können: covenberlin@gmail.com.

Alle Präsenzveranstaltungen unterliegen der 3G COVID-Regelung, d. h. ihr seid geimpft, genesen oder getestet. Außerdem wird bei einigen Veranstaltungen ein Selbsttest am selben Tag für alle Teilnehmer*innen verlangt. Bitte tragt eure Maske im Innenbereich.

Der Veranstaltungsort ist 400 Meter vom U-Bahnhof U6 Kochstr./Checkpoint Charlie entfernt. Es gibt einen Aufzug vom Bahnsteig der U6 bis zum Bürgersteig. Es gibt viele tiefe Bordsteinabsenkungen und die Bürgersteige auf dem Weg zum Veranstaltungsort sind mit Kopfsteinpflaster versehen, also nicht glatt.

Jeder Tag hat seine eigenen Zugangsdaten und Online-Zugangsinformationen, die in Kürze veröffentlicht werden.


PROGRAMM

FREITAG

19.11. Filmscreening mit Jennifer Mehigan, 18:30-19:30, EN

Jennifer Mehigan wird ihre Arbeit anhand von zwei ihrer Filme vorstellen: Honeysuckle Joyride (12′) ist ein Video-Essay, der die Themen Verfall, queere Verwandtschaft und die irische Landschaft aus posthumanistischer Perspektive verhandelt. Vergraben in den Sümpfen von Connemara und dem Divis, und Black Mountain in Belfast, reflektiert Mehigan die Welt der hyperrealen CG, den langsamen Tod von Instagram und die Geschichte der irischen Gärtnerei vor dem Hintergrund der intimen Materialität von queerem Leben und Tod. A Paradise Out Of A Common Field (5′, in Zusammenarbeit mit Bassam Al-Sabah) ist ein kurzer Animationsfilm, der die Ikonographie des Zombies erforscht: Der Film zeigt Traumwelt-Visionen von wilden Pferden und sich windende Blumen-Avataren während der Ton die Geschichte des irischen Moorfriedhofs und dessen Verhältnis zum Trauma wiedergibt.

Die Screening uwird vor Ort stattfinden und live online gestreamt und anschließend in unserem Cyberbog veröffentlicht. Für diese Veranstaltung ist keine Anmeldung notwendig. Mehr Informationen zur Zugänglichkeit und Barrierearmheit folgen bald.

19.11. Diskussion: Wie können wir unterschiedliche Wahrheiten auf einmal berücksichtigen?, 20:00-21:30, DE

Gerahmt von der Metapher des Moors werden Ana Loktionova vom CHASCHA-Kollektiv in Belarus und Inga Zimprich von der Feministischen Gesundheitsrecherchegruppe gemeinsam mit Jennifer Mehigan eine Diskussion über alternative Supportsysteme führen, moderiert von COVEN BERLIN.

Die Diskussion wird vor Ort stattfinden und live online gestreamt und anschließend in unserem Cyberbog veröffentlicht. Für diese Veranstaltung ist keine Anmeldung notwendig. Mehr Informationen zur Zugänglichkeit und Barrierearmheit folgen bald.


SAMSTAG

Ana Loktionova und Katya Zhynhiarouskaya von CHASCHA gestalten mit COVEN BERLIN einen Tag zu den Themen Aktivismus, Care und Survival. CHASCHA ist ein Kollektiv von Künstler*innen und Aktivist*innen in Belarus, das sich während des politischen Aufstandes im August 2020 formte. CHASCHA veranstaltet Selfcare-Rituale mit Schwerpunkt auf verkörperten Praktiken wie Atemübungen in einer Residenz namens BOGNA in einem ländlichen Moor. Die Rituale dienen der Heilung von Traumata jener, die während der Revolution Polizeigewalt erlebt haben.  

20.11. Workshop: Praktische Körper- und Stimmübungen zum Überleben, 15:00-17:00, EN

Katya von CHASCHA lädt ein zur sanften und achtsamen Arbeit mit Körper und Stimme, zur Einstimmung auf Rhythmus und Klang, zur Improvisation und zur Erkundung der natürlichen Musikalität. Bei Aktionen und Aufmärschen werden wir zu einem kraftvollen und lauten Körper. Während wir unsere Freiheit und unser Leben riskieren, gewöhnen wir uns daran, übermäßig angespannt, überanstrengt und verschlossen zu sein. Wir wollen ein weicher und fließender Körper, Klang und Atem werden. Überleben wird oft mit Festnahmen, Expansion, Gewalt und Macht assoziiert, während der Ansatz von CHASCHA auf Kooperation und Ko-Regulation in der Gruppe abzielt. 

Anmeldungen bitte per E-Mail an: covenberlin@gmail.com. Die Plätze sind begrenzt. Mehr Informationen zur Zugänglichkeit und Barrierearmheit folgen bald.

20.11. Künstler*innen-/Aktivist*innengespräch: Do less: Künstlerische/aktivistische Self-Care Praktiken und feministischer Support inmitten des Sumpfes, 18:30-20:00, EN + RU

Ana Loktionova wird die künstlerisch-aktivistische Gruppe CHASCHA vorstellen. Anschließend gibt es eine Diskussion mit virtuellen CHASCHA-Mitgliedern und Raum für die gemeinsame Erarbeitung von Self-Care-Praktiken.  

“Um zu überleben, brauchen wir sowohl Self-Care als auch die aktive Unterstützung durch andere. Die Fähigkeit, sich mit den Umständen zu verändern, ist die Essenz des Überlebens. Während des Überlebens in Belarus nach August 2020 haben wir zusammen mit einer Gruppe von Künstler*innen und Aktivist*innen ein lebenswichtiges System, ein Netzwerk, ein Pilzgeflecht namens Чаще быть в Чаще/ CHASCHA geschaffen.”

Für diese Veranstaltung ist keine Anmeldung notwendig. Mehr Informationen zur Zugänglichkeit und Barrierearmheit folgen bald.


SONNTAG

21.11. Workshop: Das Gegengift für Ablehnung und Wettbewerb für Kunst- und Kulturschaffende und Aktivist*innen mit der Feministischen Gesundheitsrecherchegruppe, 11:00-14:00, EN + DE

Wenn man eine Weile in der Kunstbranche tätig ist, verschwimmen die Grenzen und die Beziehungen sind erschöpft: Wir zweifeln an unserem Selbstwert, da wir ständig darum kämpfen, über die Runden zu kommen. Wir wissen nicht, wo die Arbeitsbeziehung endet und die Freundschaft beginnt. Wir sind unsicher, weil wir ständig mit Menschen konkurrieren, die wir lieben und von denen wir gerne lernen würden. Wir sind erschöpft von der sich wiederholenden emotionalen Arbeit, die uns unzählige Zurückweisungen abverlangt.

Die Feministische Gesundheitsrecherchegruppe lädt dazu ein, uns als Kunstschaffende auf das sumpfige Durcheinander unserer Gefühle einzulassen. Um unsere eigenen persönlichen Gegenmittel gegen Konkurrenz und Ablehnung zu schaffen, werden wir mit unterschiedlichen Techniken wie Prahlerei, Neid und Wertschätzung arbeiten.

Anmeldungen bitte per E-Mail an: covenberlin@gmail.com. Die Plätze sind begrenzt. Informationen zur Zugänglichkeit und Barrierearmheit folgen bald.


ÜBER DIE KÜNSTLER*INNEN

Ana Loktionova ist eine in Minsk lebende Kuratorin, Organisatorin, Künstlerin und Aktivistin, deren Interesse lokal ausgerichteten, zugänglichen und inklusiven Ansätzen für Räume gilt, die sich den neoliberalen, wachstumsgetriebenen Strukturen, in denen sie sich befinden, widersetzen können. Ihre Aufmerksamkeit gilt derzeit der Erkundung von Räumen, Self-Care und horizontaler Kommunikation. Sie war Gründerin des queer-feministischen Filmfestivals DOTYK und leitete die Galerie canteena.xyz.

Jennifer Mehigan ist eine in Belfast lebende Künstlerin und Autorin. Ihre aktuelle Forschung konzentriert sich auf unterdrückte irische lesbische historische Persönlichkeiten und ihre Gräber als Gartenbaustätten, wobei sie queere Strategien zum Überleben unserer Klima- und Verwandtschaftskrise durch eine antikoloniale Perspektive aufdeckt. Sie ist Gründungsmitglied des von Künstler*innen betriebenen Cafés Fruit Shop und ein kleiner Teil von 343, einem queeren DIY-Ateliers und Veranstaltungsraum in Belfast, wo sie den Nothilfefonds verwaltet.

Inga Zimprich ist eine weiße, able-bodied cis-Person, eine Künstlerin, taubblinde Assistentin und Mutter. Sie initiierte 2015 die Feministische Gesundheitsrecherchegruppe und war Mitbegründerin der Sickness Affinity Group. Als künstlerisches Forschungsprojekt schafft die Feministische Gesundheitsrecherchegruppe (FGRG) Installationen, Workshops und Zines, in denen sie Raum schaffen will, um Verletzlichkeit zu teilen, Fragen der Zugänglichkeit und andere Bedürfnisse anzuerkennen und darauf zu reagieren sowie die verinnerlichten, ableistischen Paradigmen zu hinterfragen, die unser Verständnis von Produktivität im Kunstfeld bestimmen. In ihren Veranstaltungen und Workshops konzentriert sich FGRG auf selbstorganisierte und gemeinschaftliche Unterstützungsstrukturen und Betreuungspraktiken mit dem Ziel, eine zugängliche Ressource von Methoden und Werkzeugen aufzubauen. FGRG besteht derzeit aus der Künstlerin, Bodyworkerin und Mutter Julia Bonn und Inga Zimprich. Ihre Arbeit widmet sich der Entwicklung künstlerischer und selbstermächtigender, emanzipatorischer Ansätze im Gesundheitswesen.

Katya Zhynhiarouskaya ist eine in Minsk und Berlin lebende Künstlerin, Musikerin, Sängerin und Lehrerin. Katyas Arbeit geht von der Idee eines “klingenden Körpers” in Bewegung und Aktion aus. Katya ist in Chorleitung und Operngesang, somatischen Disziplinen und zeitgenössischem Tanz ausgebildet.



Diese Veranstaltung ist Teil von COVEN’s YEAR OF THE BOG. Die Überbleibsel und Artefakte werden bald auf unserem CYBERBOG zu finden sein.  

Diese Veranstaltungsreihe wird unterstützt durch die Hauptstadtkulturfonds.

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